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Der Wald – Kraftort und Sehnsuchtsort

Am 21. März ist der internationale Tag des Waldes. Für mich ist der Wald als Ort wesentlich mehr als nur eine Ansammlung von Bäumen und Pflanzen und der darin lebenden Tiere. In meinem Leben habe ich schon häufig die wohltuende und heilsame Kraft des Waldes erlebt, bei mir selbst und auch bei anderen.
Darum kommt hier (am heutigen Tag des Waldes) mein Plädoyer dafür, öfter mal in den Wald zu gehen.

Wälder sind hier bei uns in Deutschland Erholungsräume, in denen wir auftanken und vom anstrengenden Alltag abschalten können. Wir müssen uns keine Gedanken wegen gefährlicher wilder Tiere machen und können nach Herzenslust spazieren gehen, wandern, joggen oder Rad fahren.
Während der Pandemie, als sonst nicht viel anderes möglich war, wurde das deutlich: in den Wäldern war plötzlich viel mehr los, die Menschen entdeckten den Wald wieder neu für sich als Ort der Erholung und Entspannung. Mittlerweile, wo es wieder alle üblichen Freizeitmöglichkeiten gibt, ist wieder weniger los in den heimischen Wäldern und dadurch ist der Erholungsfaktor wieder höher geworden.
Und ein Besuch im heimischen Wald hat nach wie vor eine wohltuende Wirkung auf uns als Menschen.

Waldmedizin

Nicht umsonst ist „Waldbaden“ – das bewusste Eintauchen in die Waldatmosphäre – in den letzten Jahren immer mehr zum Trend geworden. In Japan ist „Waldmedizin“ sogar eine offiziell anerkannte Therapieform, die die heilsame Wirkung von Waldluft, achtsame Waldaufenthalte und Spaziergänge beinhaltet. Kein Wunder, mittlerweile belegen zahlreiche wissenschaftliche Studien aus unterschiedlichen Ländern die gesundheitlichen Vorteile selbst eines kurzen Aufenthalts in der Natur, aber besonders im Wald.
Dazu gehören:

  • Abbau von Stress und Anspannung (Ausschüttung von Adrenalin und Cortisol wird verringert)
  • Stärkung des Immunsystems
  • Senkung des Blutdrucks
  • hilfreich bei der Vorbeugung von Burnout
  • positive Wirkung auf Depressionen und Angststörungen
  • Verbesserung der Schlafqualität
  • Steigerung der Entspannung und des Wohlbefindens
  • Steigerung der Aufmerksamkeitsfähigkeit

Gerade zur Prävention von psychischen und körperlichen Erkrankungen ist ein Waldaufenthalt also sehr hilfreich.

Der Wald im Märchen

Der Wald ist auch ein Ort des Zu-sich-Kommens, der Inspiration und der Transformation. Schon lange haben Wälder die menschliche Fantasie angeregt und sind Schauplatz für Märchen und Sagen.
Für die deutschen Romantiker (Ende des 18. bis Mitte des 19. Jhd.) war der Wald auch eine Art Sehnsuchtsort.
Im Volks- und Kunstmärchen dient der Wald häufig als Symbol des „Unbewussten“ – im Wald verborgen finden sich sowohl bedrohliche als auch hilfreiche Märchenfiguren.
Die Hauptakteure der Märchen sind meist auf der Suche nach etwas. Darum gehen sie in den Wald, wo sie sich Herausforderungen oder Gefahren stellen müssen und am Schluss verändert wieder herauskommen. Eine Wandlung hat stattgefunden, die Protagonist:innen hatten oft im Wald ein Schlüsselerlebnis und haben eine Charakterentwicklung erlebt, wodurch sie manchmal erst zu wahren Heldengestalten werden.
In Wäldern begegnen Märchencharaktere auch oft Gestalten, die mit den Archetypen nach Carl Gustav Jung gleichgesetzt werden können (z.B. Magier, Helfer, Waise, Herrscher, Narr, Entdecker etc.), oder sie verkörpern selbst einen dieser Archetypen. So steht der Märchenwald eben auch als Symbol für Vorgänge und Prozesse, die sich im Unbewussten unserer Psyche abspielen, und die Märchenfiguren für innere Anteile oder Schemata, die in uns aktiv sind.

Diese Märchen-Vorstellungen sind in unserer mitteleuropäischen Kultur recht tief verankert, so dass sie auch gut als Sinnbilder (z.B. im Coaching) genutzt werden können, die von vielen Menschen verstanden werden. Der Wald ist also auch Spiegel unserer Seele und Seelenlandschaft gleichermaßen.

Der Wald als Coachingraum

Durch all diese heilsamen und psychologisch-sinnbildlichen Qualitäten ist der Wald auch ein hervorragender Coachingraum.
Beim Wandercoaching kann ein Aufenthalt im Wald uns entspannen und uns dazu veranlassen, mal außerhalb gewohnter Bahnen zu denken. Wir können in der Waldatmosphäre sowohl auftanken als auch leichteren Zugang zu unserem Unbewussten finden, da der Wald uns sehr viel Symbolik bietet. Und im Wechsel der Jahreszeiten nehmen wir den Wald immer wieder anders wahr.
Darum bin ich mit meinen Klient:innen so gern im Wald unterwegs. Coaching-Übungen im Wald wirken nochmal auf einer anderen Ebene, als nur gemeinsam in einem Zimmer zu sitzen. Das Gehen und die natürliche Umgebung fördern unser Denken und machen es uns leichter, raus aus der Kognition und rein ins Gefühl zu kommen. Naturgeräusche signalisieren uns, dass wir „Freiraum“ um uns herum haben, durchatmen, loslassen und entspannen können. Viele Menschen können sich dadurch besser öffnen und haben dadurch noch bessere Coaching-Ergebnisse.
Der Wald wirkt dabei als Raum, in dem wir unsere Umgebung, aber eben auch uns selbst, mit allen Sinnen wahrnehmen können. Wir kommen raus aus dem reinen Verstandesdenken, der Kopf darf hier zur Ruhe kommen und auch mal abschalten. Stärken und Fähigkeiten werden uns vielleicht bewusster, wir entdecken unsere inneren Kraftquellen neu und lernen – wie die Figuren im Märchen – herausfordernde Situationen besser zu meistern.

In den Wald gehe ich, um meinen Verstand zu verlieren und meine Seele zu finden.

John Muir – Naturphilosoph

Aber auch ohne Coaching wirkt ein regelmäßiger Spaziergang oder eine Wanderung im Wald schon belebend und entspannend auf unsere Psyche und kann darum präventiv genutzt werden, um z.B. Burnout vorzubeugen oder die eigene Resilienz zu stärken.
Der Aufenthalt in der Natur ist für unser Wohlergehen als Menschen einfach wichtig, denn über Jahrtausende haben wir viel näher an und mit der Natur gelebt, als wir das heutzutage tun.

Den Wald wahrnehmen

Tu Dir selbst was Gutes, geh raus in die Natur und rein in den Wald!
Und wenn Du schon dabei bist, probiere doch mal eine kleine Wahrnehmungs-Übung aus:

Such dir einen schönen, ruhigen Platz im Wald, schließe die Augen und nimm dir jeweils 5 Minuten Zeit für jeden Teil der Übung:

  1. Höre genau hin: Welche Geräusche nimmst Du um Dich herum wahr? (Vogelzwitschern, Rascheln einer Maus im Laub, Plätschern von Wasser…)
  2. Spüre was Dich umgibt: Wie fühlt sich der Platz/Boden an auf dem Du sitzt? Was spürst Du unter Deinen Füßen, auf Deiner Haut etc.?
  3. Schnuppere mal: was riechst du um dich herum? Wie riecht der Boden? Duftet es von irgendwo nach Blüten oder frischem Gras?

Sei einfach mal neugierig auf das, was Du um Dich wahrnimmst. Und dann mach am Schluss die Augen auf und lasse auf Dich wirken was Du siehst.

Ich wünsche Dir für den nächsten Waldspaziergang eine schöne und kraftvolle Begegnung mit der Natur und Dir selbst!


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